Unter dem Titel „Die Vergangenheit holt den Wohltäter ein“ erschien am 23. Oktober in der Eschweiler Tageszeitung ein ganzseitiger Artikel über den ehemaligen Presbyter und Kirchmeister unserer Kirchengemeinde Dr. Hans Leyers. Der Artikel bezieht sich auf den nun auch in deutscher Übersetzung vorliegenden biografischen Roman des Amerikaners Mark Sullivan „Unter blutrotem Himmel“, in dem der heute 94-jährige Pino Lella die Hauptfigur spielt.
Lella war von 1944 an Fahrer des in Italien von Hitler für das Nazi-Regime als Generalmajor eingesetzten Hans Leyers. Aus den Erinnerungen Lellas werden in dem Buch zahlreiche Begebenheiten und Gräueltaten der Nazis in Italien geschildert, die mit Wissen und in der Verantwortung von Leyers geschehen. Es sind schreckliche Geschichten von Leiden und Tod Unschuldiger, von Plünderungen und Gewaltherrschaft. Kaum vorstellbar, auf jeden Fall aber bestürzend, dass sie dem Mann zuzuschreiben sind, der nach dem Krieg seit 1951 mit seiner Familie in Weisweiler auf Haus Palant lebte, der mit dazu beigetragen hat, dass durch die Schenkung des vorderen Teils der Weisweiler Burg durch seine Frau Hannelise Leyers, geb. Köster, der Grundstein zum Bau der Auferstehungskirche gelegt wurde, der sich als Kirchmeister von 1961 und 1971 um die selbstständig gewordene Kirchengemeinde Weisweiler verdient gemacht hat. Dr. Ing. Hans Leyers starb 1981 im Alter von 84 Jahren. Nach ihm wurde 1992 eine Straße in Weisweiler benannt. Das Buch von Sullivan und die jetzt entstandene Diskussion verlangen nach einer neuen Sicht auf das Wirken und die Person unseres früheren Gemeindemitglieds. Dazu wurde zwischen der Stadt Eschweiler, dem Geschichtsverein und unserer Kirchengemeinde vereinbart, eine gründliche historische Untersuchung einzuleiten, die den vielen aufgeworfenen Fragen nachgeht. Fragen nach dem, was geschehen ist und warum einer der führenden Militärs und Vertreter des Deutschen Reiches in Italien offensichtlich niemals zur Rechenschaft gezogen wurde.
Pfarrer Wolfgang Theiler