Liebe Gemeindemitglieder,

wer hat früher bei Ihnen die Weihnachtsgeschenke gebracht? War es der Nikolaus, das Christkind oder der Weihnachtsmann?

Bei uns zu Hause brachte immer das Christkind die Geschenke. Wobei ich mir als Kind immer vorstellte, das Christkind, ja, das muss so aussehen wie eine Putte: ein kleines Baby, mit Flügeln und blonden Locken. Eben so wie ein Engel in Raffaels „Sixtinische Madonna“. Eingeführt wurde das Christkind von dem Reformatoren Martin Luther. Er bezeichnete im 16. Jahrhundert die Heiligenverehrung des Nikolaus als „kyndisch Ding“ und forderte, nur Weihnachten, also die Geburt Jesu Christi, zu feiern. Damit aber die Kinder dennoch Geschenke bekommen, sollen sie diese von nun an vom Christkind erhalten.

Wie schwierig es schon damals für meine Eltern gewesen sein muss, in unserer Familientradition an der Vorstellung des Christkindes festzuhalten, kann ich mir nur vorstellen. Denn schon damals wurden Stimmen im Kindergarten laut: „Christkind? Der Weihnachtsmann bringt doch die Geschenke!“ Ja, damals mag es schwierig gewesen sein, heutzutage fast unmöglich. Denn es gibt so viele verschiedene Rituale, dass es kaum möglich ist, mit Kindern über Weihnachten zu reden, ohne die jeweiligen Familientraditionen zu gefährden. Und auf Fragen der Kinder muss man sich gefasst machen! Am 2. November startete das ökumenische Schulbibelprojekt, das ich gemeinsam mit Pfarrer Datené vorbereitet und durchgeführt habe. An einem der Vormittage fragte eines der Kinder: „Wenn an Weihnachten die Geburt Jesu gefeiert wird, wieso bekommen dann wir die Geschenke und nicht Jesus?“

Starke Frage. Gucken wir mal, ob wir die Frage des Kindes beantworten können.

Schenken und beschenkt werden ist ein Ausdruck von Zuneigung. Mit einem Geschenk möchte der Schenkende sagen: „Ich habe an Dich gedacht. Ich habe mir Mühe gegeben, etwas für Dich auszusuchen, was Dir gefallen könnte und was Dir Freude macht.“ Geschenke sind demnach eine wunderbare Möglichkeit, um seine Liebe ohne Worte kund zu tun. Einander beschenken und sich selbst beschenken lassen gehört im Grunde ins Herz unserer Gottesbeziehung. Denn wer hat denn mit diesem Weihnachtsgeschenke-Reigen angefangen? War es nicht Gott selbst, der all das in die Welt gesetzt hat? Das allererste Weihnachtsgeschenk war nämlich die Christusgeburt vor über zweitausend Jahren. Gott wurde selbst Mensch, er schenkte uns seinen Sohn als Heiland, als Retter. Das ist das ursächliche Weihnachtsgeschenk Gottes.

„Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.“ (Joh 3, 16)

Gott wollte uns also mit seinem Geschenk deutlich machen, wie viel wir ihm bedeuten, wie viel ihm an uns liegt. Ein teureres, aufwändigeres und einmaligeres Geschenk hätte er uns nicht machen können. Und so ist es auch gut, dass wir uns gegenseitig Geschenke machen, um uns an das allererste Weihnachtsgeschenk zu erinnern und es zu feiern.

Wer aber dennoch, wie das Grundschulkind, Jesus ein Geschenk machen will, der kann ihm Zeit schenken. Zeit, in der wir unsere Herzen öffnen und seine Botschaft in unser Herz fließen lassen, die Botschaft, dass Gott uns nahe ist, im Leben und im Sterben. Zeit, in der wir daran denken können, dass Gott es ist, der uns in schwierigen Zeiten trägt, uns aufhilft, wenn wir einmal stolpern, uns Kraft gibt, wenn wir zu schwach sind. Zeit, in der wir versuchen, die Gegenwart Gottes zu spüren und uns von ihm ausfüllen zu lassen. Zeit, in der wir unsere Liebsten ansehen, mit ihnen essen, sie beschenken, gemeinsam feiern und Gott dafür danken, dass es sie gibt.

Weihnachten ist Geburtstag!
Lassen Sie uns dies mit Geschenken feiern!

Ich wünsche Ihnen allen frohe und gesegnete Festtage!

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