Quelle | Ev. Kirchengemeinde Weisweiler-Dürwiß

Liebe Gemeinde,

Erntedank wird stattfinden, das steht fest, aber ganz anders, als wir es gewohnt waren. Einen dicken Strich macht uns die Corona-Krise durch alle Gewohnheiten und Planungen. Darum hat das Presbyterium unserer Gemeinde beschlossen, dass wir in diesem Jahr Erntedank lediglich mit einem Familiengottesdienst feiern und auf alles übliche Feiern mit Essen und Trinken und geselligem Treiben verzichten müssen.

Wir sind nicht die Einzigen, die in diesem Jahr alles anders machen und liebgewordene Traditionen aufgeben müssen. Das Virus stellt alles auf den Kopf und vieles infrage. Es trifft zuallererst diejenigen, die gesundheitlich betroffen sind. Dann vor allem die Familien mit Kindern, die Kitas, die Schulen. Die Wirtschaft ist schwer gebeutelt und viele Selbstständige in der Gastronomie oder im Kulturbetrieb bangen um ihre Existenz. Es ist zu hoffen, dass diese Krise nicht noch weiter verschärft wird und bald ein Ausweg sich zeigt.

Die biblische Erzählung kennt solche Menschheitserfahrungen von Urbeginn an. Sie zeichnet im Alten Testament ein ums andere Mal das Bild der Katastrophe, die die Menschheit trifft. Zum Beispiel in der Erzählung der Sintflutgeschichte. Die ganze Erde ist verdorben von Gewalttat und Bosheit, so der Text im 1. Mosebuch Kapitel 6 bis 8, darum steuert alles auf den Untergang zu. 40 Tage und Nächte regnet es, als ob alle menschliche Bosheit und Unvernunft weggespült werden müsste. Ein Rettungsboot, die Arche, von Gott in Auftrag gegeben, bietet Platz für Mensch und Tier, Rettung für einen Neuanfang. Am Ende steht das Versprechen Gottes: Nie wieder ein solches Verderben! Seht nur an den Himmel! Der Regenbogen verheißt Gutes, die Sonne scheint durch den Regen hindurch. Licht strahlt auf am dunklen Himmel, Gottes Wort hält fest: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht (1. Mose 8,22).

Der Regenbogen schillert in allen Farben und wird so zum Zeichen. Wie der Regenbogen ist das Leben. Helle und dunkle Farben, fröhliche und trübe. So sind auch die Menschen und Gottes Schöpfung. Unterschiedlich und bunt, immerzu einzigartig und unverwechselbar.

Es kommt alles vor, die Liebe, die Freude, das Glück - so wie die Farbe Rot. Dann auch Gesundheit und Kraft, der Glaube an die Wirksamkeit von Segen - wie die Farbe Orange uns festhält. Das Sonnengelb strahlt Licht und Wärme aus, ist Grundlage allen Wachsens und Gedeihens. Gelb ist auch die Farbe von Neid und Eifersucht, als ob das Licht nicht für alle reichen würde oder dem Einen mehr gehören könnte als dem Andern. Grün ist die Farbe der Hoffnung, das weiß jedes Kind, die Farbe des Wachsens in der Natur, die Farbe der Zukunft, die ja den Kindern gehört. Das tiefe Blau erinnert an das Meer und das Wasser, ist die Farbe des Himmels, der Weite und der Freiheit. Im Blau kann man eintauchen und versinken mit ganzer Seele und völliger Hingabe. Auch dort ganz tief, ganz fern wirkt Gott in Liebe und hält uns fest. Das zu leben und zu verkünden ist die Aufgabe der christlichen Gemeinde. Violett ist darum die Farbe der Kirche. Es ist die Farbe der Bescheidenheit und Ruhe, auch der Traurigkeit, vor allem aber der Konzentration. In der Zeit des Fastens oder im Advent erinnert das Violett an die Zeiten von Trauer und Leid, an die großen Täuschungen und Enttäuschungen im Leben, an die dunklen Seiten, die wir haben, und die dunklen Täler, durch die wir gehen. Violett gehört zum Leben. Als letzte Farbe im Regenbogen sagt sie uns: Gott ist für uns da, wo wir auch sind, was immer sein wird.

Erntedank im Zeichen des Regenbogens erinnert uns daran, dass das Leben weiter geht. Wir haben Grund dankbar zu sein trotz allem. Wir können dankbar sein für die Ernte und allen Gewinn des Lebens, für alle Erfahrungen der Hilfe und des Zusammenhalts. Im Regenbogen zeigt sich Gott uns Menschen: in der Liebe und in der Kraft des Segens, in der Freude und in der Hoffnung, im weiten Horizont und im Licht am Ende des Tunnels.

Mit herzlichen Grüßen
Pfarrer Wolfgang Theiler

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