Weihnachtszeit ist in unseren Breitengraden Winterzeit. Unweigerlich ist damit die Erwartung dunkler Nächte und kalter Temperaturen verbunden. In dem Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ heißt es darum auch in der ersten Strophe „und hat ein Blümlein bracht mitten im kalten Winter“.

In anderen Regionen der Welt, in Australien, in Südafrika, in Brasilien oder in den Philippinen ist im Dezember dagegen Sommerzeit mit Temperaturen über 30 Grad. Weihnachtsatmosphäre hat sich dort ganz anders ausgeprägt. Ausgelassen, öffentlich auf Plätzen und an Stränden wird gefeiert. Für uns jedoch findet Weihnachten eher in beheizten Kirchen und Wohnzimmern statt oder auf Weihnachtsmärkten mit viel Licht und Glühweinatmosphäre.

Die kalte Jahreszeit prägt und verstärkt für uns das weihnachtliche Bild von der Geburt des Gotteskindes hinein in eine friedlose, ungastliche Welt. Kein Platz in der Herberge, geboren in der Krippe eines Stalls, nackt und arm, so wird der Anfang des Retters der Welt im Lukasevangelium geschildert. Sieht so Rettung aus?

Weihnachten in diesem Jahr wird für uns stärker im Zeichen der Krise stehen als sonst. Zwar haben wir gerade erst eine Pandemie mit all ihren Einschränkungen einigermaßen überstanden, aber jetzt drohen hohe Heizkosten, unvorhersehbare Energieengpässe und eine immense Verteuerung aller Lebenshaltungskosten. Vergessen wir nicht, was die Ursache dafür ist. Es wird Krieg geführt in Europa. Russlands Machthaber hat einen Krieg angezettelt, mit dem er die Grenzen und die nationale Identität des Nachbarlandes, der Ukraine, in Frage stellt. Häuser und Infrastruktur werden bombardiert, Menschen frieren, haben Hunger, fürchten um ihr Leben. Und das alles nur etwa 2000 km von uns entfernt.

Die Worte „Mitten im kalten Winter...“ haben darum mehr als nur symbolische Bedeutung. Mitten in einer Art Eiszeit für den Weltfrieden feiern wir Weihnachten als Fest des Friedens. Spüren vielleicht stärker als sonst, wie groß die Sehnsucht ist, dass die Angst aufhören kann, der Krieg ein Ende findet und mit vereinten Kräften am Wiederaufbau und an der Wiederherstellung guter Beziehungen gearbeitet werden kann.

Das Weihnachtsevangelium verkündet, dass Gott sich ganz hineingegeben hat in die Dunkelheit und Friedlosigkeit dieser Welt. Dass Gott Mensch geworden ist, bedeutet schlicht: Gott schwebt nicht über den Wolken, sondern ist in Solidarität mit den Menschen. Gott leidet mit den Leidenden, Gott hofft mit den Hoffenden, Gott sucht den Frieden mit den Unversöhnlichen.

Blicken wir richtig auf die weihnachtliche Geburt Jesu in Bethlehem, werden sich, so hoffe ich, die Maßstäbe verschieben. Es zählt nicht länger die Macht der Mächtigen, sondern das Leben und Überleben der Menschen. Es zählen nicht Reichtum und Konsum, sondern die Liebe und Würde von Frauen, Männern und Kindern. Es zählen nicht Silber, Glanz und Gloria, sondern Hingabe, Vertrauen und Dankbarkeit. Wenn es uns gelänge, ein wenig von uns selbst abzusehen und andere Menschen in ihrer Bedürftigkeit wahrzunehmen, wenn es uns gelänge, immer wieder Hände zu reichen, statt Fäuste zu ballen, wenn es uns gelänge, das Recht eines jeden Menschen auf Sicherheit und Würde zum Ausgangspunkt aller Worte und Taten zu erheben, dann, ja, dann könnte wirklich Weihnachten werden und die Erde dem Himmel ein Stück näher kommen.

Ein gesegnetes, friedvolles Weihnachtsfest wünscht Ihnen

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